Eine Methode für alle? – Gastvortrag zur Individualisierung in der Sprachförderung

Zum zweiten Mal hatten der Berufsverband Deutscher Hörgeschädigtenpädagogen (BDH) und der Deutsche Fachverband für Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik (DFGS) ein gemeinsames Fortbildungsangebot in Hamburg organisiert. Am 22. April 2022 referierte Karolin Schäfer von der Universität zu Köln zum Thema „Individualisierung in hörgeschädigtenpädagogischen Prozessen – Voraussetzungen für gelingendes Lernen“. Rund 30 Teilnehmer:innen aus der Elbschule, der Kita Holmbrook u.a. hatten sich dazu in der Aula der Elbschule eingefunden.

Karolin Schäfer lehrt und forscht seit fünf Jahren als Juniorprofessorin im Bereich Audiopädagogik, dem speziellen Teilbereich der Pädagogik, der sich mit der menschlichen Hörentwicklung befasst. Die Audiopädagogik betrachtet eine vorhandene Hörschädigung als eine individuelle Lernausgangsbedingung, auf die in der Praxis durch optimale Förder- und Bildungsmaßnahmen reagiert werden sollte.

In Ihrem Vortrag verknüpfte Karolin Schäfer aktuelle Forschungsergebnisse zur Sprachentwicklung hörbehinderter Kinder mit früheren, eigenen Erfahrungen als Sprachtherapeutin im Cochlea-Implantat-Bereich. Selbstkritisch und humorvoll reflektierte sie zahlreiche Beispiele aus ihrer Berufspraxis, die belegten, dass eine individualisierte Herangehensweise für jedes Kind und jede Familie notwendig ist. Neben der jeweiligen Hörausgangslage sind kulturspezifische Wünsche und persönliche Ressourcen der Familien zu berücksichtigen. Sprachsensible Beratungsangebote zur Auswahl der individuellen Kommunikationswege für jedes Kind sind ein weiterer Kernpunkt audiopädagogischer Arbeit. Es gibt also keine Methode für alle!

Insgesamt ein „kurzweiliger Freitagnachmittag“, wie Christiane Garvs als Mitgastgeberin es formulierte, mit einer Fülle von Gedankenanstößen.

Das vielseitige Cateringangebot von Klasse 9/10a unter Anleitung von Antonia Mutke verdient ebenfalls lobende Erwähnung.

Karin Perwo-Aßmann